Nachdem im Frühjahr meine Mauerbienen schlüpften und sich mit reichlich Pollen eindeckten und Kraft tankten, begann auch schon die Fortpflanzung der solitär lebenden Bienen. Die Männchen der Osmia, welches der lateinische Name ist, haben dabei nur die Aufgabe, das Weibchen zu begatten. An der Bruthilfe oder dem Nestbau beteiligen sie sich nicht. Daher haben die männlichen Wildbienen auch einen kürzeren Lebenszyklus.
Die Weibchen beginnen anschließend schon mit dem Nestbau. Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) und die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) suchen dabei in der Natur vorzüglich Ritzen oder Hohlräume an Wänden. Ich habe mir auf dem Balkon eine Nisthilfe hingestellt, die aus langen Röhren besteht. Diese wurden sehr gut angenommen. Für jede Eizelle wird in dem Nest eine eigene Brutzelle angelegt. In diese kommt noch etwas gesammelter Pollen zur Versorgung der Eizelle. Als Baumaterial dient vorzüglich Lehm und Speichel, mit dessen die Brutzelle geschlossen wird. Anschließend wird davor die nächste Brutzelle der Mauerbiene angelegt. Die Atriumzelle (Anfangszelle) des Linienbaus bleibt meist frei. So soll die Brut vor Fressfeinden geschützt werden. Für Wespen sind die Maden der Wildbienen ein proteinreiches Futter.
Wildbienen überwintern
Nur wenige Tage nach der Eiablage schlüpfen kleine Maden, die sich fortan vom Pollenvorrat aus der Brutzelle ernähren. Nach etlichen Häutungen wird ein Puppenkokon gesponnen, worin letztendlich die Umwandlung zum Insekt stattfindet. Dies geschieht etwa im August/September. Die fertige Biene überwintert von nun an im Kokon bis zum nächsten Frühjahr. Dann arbeiten sich diese durch die Lehmwände bis zum Ausgang um anschließend auf Nahrungssuche zu gehen. Die befruchteten Eizellen wurden zuvor als erstes in das Nest gelegt, woraus Weibchen entstehen. Demzufolge schlüpfen aus den weiter vorne abgelegten Brutzellen zuerst die Männchen.
Kokons der Bienen im Haus überwintern
Es kann passieren, dass vor dem verschließen der Brutzellen sich sogenannte Schmarotzer mit einnisten. Diese Insekten fressen mit der Zeit die Brut der Wildbienen. Um dies größtenteils zu verhindern, entnehme ich die fertigen Kokons ab etwa Oktober aus der Nisthilfe. Man braucht etwas Geduld, um diese aus den schmalen Röhren zu bekommen, da die Kokons durch Pollenreste und den Kot der Maden etwas festkleben könnten. Danach kann man diese in Wasser reinigen. Die Wildbienenkokons sind wasserdicht und schwimmen auf der Wasseroberfläche.
Gut getrocknet kann man die Hüllen der Mauerbienen nun in einer kleinen Pappschachtel im Kühlschrank bei konstant 2 – 3°C überwintern. Ein alternativer Überwinterungsort ist die kühle Garage oder man lässt die Pappbox auf dem Balkon stehen. Im Frühjahr kommen die Kokons ab März auf jeden Fall wieder ins frei. Man sollte nicht vergessen, größere Löcher in die Schachtel zu machen, damit die geschlüpften Wildbienen in die Natur zurückkehren können.
Die etwas größeren Kokons gehören übrigens zur Gehörnten Mauerbiene, die kleineren dunkleren Hüllen zur Rotbraunen Mauerbiene.
Da die Mauerbienen es nicht so gründlich mit der Nestpflege haben, schieben sie beim Nestbau alle alten Reste eher nach hinten. Mit der Zeit verstopfen so die Röhren. Daher bietet es sich nach der Entnahme der Bienenkokons an, die Nisthilfe zu reinigen und für das kommende Jahr wieder startklar zu machen.
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